Beschreibung des großen Zapfenstreich

 Der Große Zapfenstreich nimmt auf dem vielfältigen Gebiet der deutschen Militärmusik eine besondere und herausragende Stellung ein. Diese feierliche Abendmusik mit ihrer Abfolge von Trommel- und Pfeifenstücken, Reitersignalen und dem „Gebet“ trägt bis auf den heutigen Tag die beiden großen ungebrochenen Traditionen deutscher Militärmusik in sich: die Trommeln und die Pfeifen, also das „Spil“ der Landsknechte und die Trompeten und Pauken der Reiterei.

Der Name Zapfenstreich stammt aus der Zeit der Landsknechte. Im Jahre 1596 wurde erstmals ein Abendsignal in Verbindung mit dem „Zapfenschlag“ erwähnt. Mit einem solchen Schlag bzw. Streich auf den Zapfen eines Fasses gab der Profos (Verwalter der Militärgerichtsbarkeit) das Signal zur Nachtruhe, die unbedingt einzuhalten war. Von diesem Zeitpunkt an durfte der Wirt keine Getränke mehr ausgeben, die Landsknechte hatten sich in ihre Zelte zu begeben und Ruhe zu halten. Zuwiderhandlungen gegen dieses Gebot wurden „exemplariter abgestraffet“.

Im Laufe der Zeit wurde es üblich, das Zeichen zur Nachtruhe auch in musikalischer Form zu geben. Bei der Kavallerie geschah dies durch Trompetensignale (die „Retraite“), bei der Infanterie durch besondere Spielstücke für Flöte und Trommel. Das heute übliche Zeremoniell des Großen Zapfenstreichs geht auf die Befreiungskriege (1813 -1815) zurück. Aus dieser Zeit stammt der Brauch, dem Zapfenstreich ein kurzes Abendlied folgen zu lassen. König Friedrich Wilhelm III befahl unter dem Eindruck eines Brauches in der Russischen Armee im August 1813 auch bei seinen Truppen nach dem Zapfenstreich ein Gebet. Auf dieser Grundlinie (Locken – Zapfenstreich – Gebet) stellte Friedrich Wilhelm Wieprecht, der legendäre Wegbereiter deutscher Blas- und Militärmusik, die noch heute gültige Form des Großen Zapfenstreiches zusammen. Er erklang auf diese Weise mit 1200 Mitwirkenden erstmalig am 12. Mai 1838 in Berlin als Abschluß eines Großkonzertes zu Ehren des russischen Zaren. Die damals erklungene Spielfolge umriß bereits ein Konzept, das bis zum Jahre 1918 zwar vielerorts variiert wurde, sich aber wie ein roter Faden bis zum heute verbindlichen Ablauf durchzieht.

Dem Großen Zapfenstreich, bestehend aus historischen Zapfenstreichsignalen und dem Gebetsteil, wurde im Jahre 1922 die Nationalhymne als fester Bestandsteil hinzugefügt.

 

 

Der Ablauf des Großen Zapfenstreiches:

der Aufmarsch zum Großen Zapfenstreich immer mit dem "York'schen MARSCH"

Kommandierender:

"Großer Zapfenstreich - Stillgestanden!"

"Richt euch!"

"Augen gerade - aus!"

"Zur Meldung an seine Majestät - Augen - rechts!"

Meldung an den Abnehmenden (König, Bezirkskönig, Bundeskönig u.a.m)

"Majestät, ich melde die Serenade und den Großen Zapfenstreich an!"

Kommando an die Ehrenformation:

"Augen gerade - aus!"

"Ehrenformation - Rührt euch!"

Musikkorps und / oder Spielleute spielen die für die Serenade ausgewählten Musikstücke

Großer Zapfenstreich

Kommandierender:

"Großes Zapfenstreich - Stillgestanden!"

"Tambouren und Hornisten - das Gewehr - über!"

"Großer - Zapfenstreich!"

Spielleute:

Locken zum Großen Zapfenstreich

Musikkorps und Spielleute:

Langer Wirbel mit anschließenden acht Trommelschlägen

preußischer Zapfenstreichmarsch

Musikkorps:

Retraite

1. Post

2. Post

3. Post

Spielleute:

Zeichen zum Gebet

Kommandierender:

"Helm ab - zum Gebet!"

(Alle, auch "Kommandierender", nehmen den Helm/Kopfbedeckung ab!)

Musikkorps:

"Gebet" von Bortnianski (Ich bete an die Macht der Liebe)

Kommandierender:

"Helm - auf!"

Spielleute:

Abschlagen nach dem Gebet

Musikkorps:

Ruf nach dem Gebet

Kommandierender:

"Das Gewehr - über!"

"Achtung - präsentiert das - Gewehr!" (Kommandierender grüßt!)

Musikkorps:

Nationalhymne und /oder Europahymne

Kommandierender:

"Zur Meldung - Augen - rechts!"

Meldung an den Abnehmenden:

"Majestät, ich melde den Großen Zapfenstreich ab!"

Kommando an die Ehrenformation:

"Augen gerade - aus!"

"Das Gewehr - über!"

Kommando an alle:

"Rechts um!"

"Im Gleichschritt marsch!"

Spielleute:

Langer Wirbel mit anschließenden acht Trommelschlägen

Musikkorps und Spielleute:

Abmarsch zu den Klängen des preußischen Zapfenstreichmarsches

 

Während des Großen Zapfenstreiches wird KEIN Applaus gegeben - bitte erst ganz zum Schluss applaudieren.